Dienstag, 28. Februar 2017

Justin Hedley

Justin Hedley
- Kirchheim Knights
Foto Tanja Spindler

Steckbrief:

Geburtsdatum: 12.06.1996
Position: Point Guard
Bisherige Stationen:
- NBBL: Team Basketball München Nord 
(TBMN, inzwischen Internationale Basketball Akademie München IBAM)
- JBBL: TBMN
Größe: 1.92
Beginn mit Basketball: mit 10 oder 11 Jahren
größte Stärke (eigene Ansicht): Verteidigung am Ball
größte Schwäche (eigene Ansicht): Erfahrung 
Lieblingsmannschaft: Cavs
Idol: Allen Iverson
Basketball für dich in 3 Wörtern: Liebe, harte Arbeit, Medizin 
größter Fail auf dem Basketballfeld: 1 von 8 von der Freiwurflinie in einem NBBL Spiel in meinem 2. Jahr
Instagramprofil: judogehedley

Justin Hedley hat für seinen Traum, Basketball-Profi zu werden, alles investiert. Die ersten Früchte erntet er nun bei den Kirchheim Knights. Er verließ seine Heimat München und den Luxus, 5 Minuten von seiner Trainingsstätte entfernt zu wohnen, um im zweiten Oberhaus Deutschlands den Sprung zu den Profis zu schaffen.


Interview:

Justin, du spielst momentan in der Pro A. Bitte erklär doch, was dein akademischer Plan neben dem Basketball ist?

Justin Hedley: Ich habe 2015 mein Abitur in München gemacht und will auf jeden Fall noch studieren. Ich spiele aber im Moment nur Basketball. Was das Studium angeht gibt es noch einige Sachen, die ich mit mir selber klären muss. Wann, wo, welches Fach usw.. 

In deinem ersten Pro A Spiel hast du direkt den Game Winner getroffen. Hättest du gedacht, dass dein Coach dir im ersten Spiel bereits so viel Vertrauen schenkt?

Wenn du mich vor der Saison gefragt hättest...... auf keinen Fall. Ich habe aber in der Preseason schon gemerkt, dass ich wirklich ein Teil der Rotation sein werde. Dass ich in der Crunch-Time spielen durfte und dann auch noch in letzter Sekunde den Ball bekommen habe, war aber dann doch ziemlich überraschend. 

Hättest du vor der Saison gedacht, dass du die Rolle im Team haben wirst, die du jetzt innehast? Und beschreibe doch bitte deine Rolle im Team.

Ich dachte auf jeden Fall, dass Ich länger brauche, um mir die Spielzeit zu erkämpfen. Da ich ein sehr harter Arbeiter bin, habe ich aber schon damit gerechnet, Spielzeit in dieser Saison zu bekommen. Ich versuche immer, wenn ich auf dem Parkett stehe, der Mannschaft Energie zu geben und vor allem in der Defense das Spiel zu beeinflussen.

Du bist in deiner Jugend nie zum "Großen Münchner Verein" - den Bayern - gewechselt. Denkst du, dass Erfolg grundsätzlich einfacher zu erreichen ist, wenn man eine größere Struktur im Verein um sich herum hat? Du hast es ja in einem "kleinen" Verein geschafft.

Es macht es in dem Sinne einfacher, dass man eher von der Nationalmannschaft oder ähnlichem gesichtet wird und der Name schon mit Professionalität und einer guten sportlichen Ausbildung in Verbindung gebracht wird. Aber letztendlich geht es dann doch darum, wie gut man auf dem Feld ist. Ich hatte bei Schwabing ein sehr gutes Umfeld und habe viel über Basketball gelernt.  

Wie groß war die Umstellung vom Regionalliga Basketball zum ProA Basketball? Vor allem für dich persönlich, wo du jetzt nicht mehr einer der ersten Scoringoptionen deiner Mannschaft bist?

Es war eine große Umstellung. Vor allem, dass man sich auf dem Feld keine Auszeit nehmen kann. Es geschieht deutlich mehr abseits des Balles in Offense und Defense. Man kann sich also nie entspannen, jeder Fehler wird bestraft. Was mich persönlich angeht, habe ich keine Probleme damit, den Ball weniger zu sehen. Ich versuche einfach die Chancen zu nutzen, die ich bekomme.

Du hättest es fast, als ein in Deutschland lebender Engländer, in die englische Jugendnationalmannschaft geschafft. Was waren die größten Hürden, um dies zu schaffen? Wie oft haben dich die Coaches der Nationalmannschaft wirklich gesehen? Was würdest du Spielern in einer ähnlichen Situation empfehlen?

Es war schwierig, sich in eine Mannschaft zu integrieren, die schon länger in der Konstellation zusammengespielt. Ich bin beide Male erst relativ spät zu den Vorbereitungscamps gefahren, weil es schwierig war, so oft hin- und herzufliegen. Besonders, da die Schule und die Saison in Deutschland nicht mit den Terminen in England abgestimmt waren. Ich würde allen empfehlen, die Erfahrung mitzunehmen und trotz der erschwerten Bedingungen das Beste zu geben. Ich denke, man lernt dadurch viel.

Die letzten Jahre hast du hauptsächlich unter Robert Scheinberg verbracht. Wie schnell hast du dich auf den neuen Coach einstellen können?

Ich hatte da eigentlich kaum Probleme. 

Vermisst du es, in München Basketball zu spielen, Freunde und deine Familie zu sehen?

Familie und Freunde sind mir sehr wichtig, das fehlt mir natürlich sehr.  Ich habe mich aber hier in Kirchheim gut eingelebt, und wenn ich mal wirklich nach München will, sind es auch nur 180 Kilometer.

Beschreibe bitte Justin Hedley abseits des Basketballes.

Ich bin gerne unter Leuten. Bin eigentlich immer mit engen Freunden und meiner Familie und versuche möglichst viel zu erleben. 

Würdest du deinem früheren ich raten, wieder genau alles gleich zu machen? Und wenn du was ändern könntest, was wäre es?

Ich hätte mir auf jeden Fall geraten, früher auf meinen Körper zu hören und Verletzungen vorzubeugen.

Vielen Dank Justin!

Freitag, 24. Februar 2017

Sarah Stock

Foto Jens Hecker
Sarah Stock
- TG Neuss Tigers
- WNBL Meister 2013
- WNBL Top 4 MVP 2013


Steckbrief:


Geburtsdatum: 17.06.1996
Position: Shooting Guard
Größe: 1,76cm
Beginn mit Basketball: 2002
Bisherige Stationen: 
- TG Neuss Tigers
- Fairfield University
- Phoenix Hagen & TSV Hagen
Größte Stärke(eigene Ansicht): physisches Spiel
Größte Schwäche(eigene Ansicht): Pull-ups
Lieblingsmannschaft: hab keine
Idol: Stephen Curry
Basketball für dich in 3 Wörtern: passion, hustle, love
größter Fail auf dem Basketballfeld: -
Instagramprofil: @stoeckchen08

Erfolgreicher die WNBL beenden als Sarah geht wahrscheinlich nicht. Mit der Meisterschaft und dem dazu gehörigen MVP Titel verabschiedete sie sich in Richtung zweite Liga. Nach Ihrem Abitur wagt sie den Sprung ans College. Nach zwei Jahren an der Fairfield University, schließt sie sich, nach absolvierter U20 EM, ihrem alten Team den TG Neuss Tigers an.

Sarah, 2013 hast du mit deinem Team TSV Hagen das Top4 der WNBL
gewonnen und wurdest zum MVP des Turniers gewählt. Wie fühlt es sich an, wenn
man in Deutschland eine der besten Spielerinnen des Landes ist, dann nach
Amerika zu gehen und nur noch eine von vielen zu sein?

Das ist natürlich schon eine Umstellung. Aber genau deshalb wollte ich ja
nach Amerika, um mich einer neuen Herausforderung zu stellen. Ich wusste
allerdings schon ein wenig was auf mich zukommt, da ich ja damals schon in
der zweiten Liga spielen durfte und da auch nur „eine von vielen“ war.

2014 bist du dann aufs College gewechselt. Was waren die Gründe für deine
Entscheidung und warum Fairfield?

Mein Bruder hat in der 12. Klasse ein Auslandsjahr in Kanada gemacht
(damals war ich in der 11. Klasse) und davon nur positiv berichtet. Seitdem war mir klar,
dass ich so etwas auch mal machen will. Da es durch G8 in der Schulzeit echt
eng geworden wäre und ich das Jahr nicht wiederholen wollte, kam dies nur
nach dem Abi in Frage.
Ich habe mich bei der Collegeauswahl besonders auf 2 Faktoren konzentriert:
Einmal, dass es basketballerisch weder zu gut noch zu schlecht ist und zum
Anderen auf ein hohes akademisches Level. Fairfield war da ein sehr guter
Mix. Bei meinem official visit im Oktober 2013 waren auch alle direkt super
nett und freundlich. Dass das College am Strand und nur eine Stunde von New York
City entfernt lag, war natürlich ein netter Zusatz.

Wie war es dann wirklich auf dem College? Was hast du studiert und wie sah
dein Alltag aus?

Ich habe International Business studiert. Morgens hatte ich immer Uni und
dann haben wir meistens um 14:30 mit dem Training angefangen. Das konnte
dann je nach Laune unseres Trainers schonmal bis 5 oder 6 Uhr gehen. Danach
stand jeden zweiten Tag noch Krafttraining an. Abends war dann Zeit für
Hausaufgaben, oder was mit Freunden zu machen.

Warum hast du schlussendlich deine Collegekarriere beendet? Kam für dich
kein Collegewechsel in Frage? 

In meinem zweiten Jahr hat sich leider herausgestellt, dass mein Trainer mir
(anders als nach dem ersten Jahr kommuniziert) kaum Spielzeit geben wird
und ich eher als Trainingsspielerin angesehen wurde.
Ein Collegewechsel kam insofern nicht in Frage, da man bei einem Wechsel
von Division 1 zu Division 1 immer ein Jahr aussetzen muss. Darauf hatte ich
keine Lust. In Division 2 sind die Schulen akademisch leider nicht sehr gut.

Viele schwärmen vom College-System in America, jedoch waren viele
nie selbst an einem College. Inwiefern wurden deine Erwartungen nicht
erfüllt?

Ich hatte keine großen Erwartungen, bevor ich nach Amerika gegangen bin,
sondern war einfach offen für alles Neue, was kommt. Am Anfang war es
schon ungewohnt, Tag und Nacht von tausenden Leuten in seinem Alter
umgeben zu sein. Platz um sich zurückzuziehen gab es da nicht wirklich,
zumal man auch auf engstem Raum mit seinem Roommate gelebt hat.
Das System an sich ist aber echt cool. Ich meine, du wohnst mit deinen
besten Freunden zusammen und hast alles was du brauchst (Schule, Sport
und Essen) an einem Ort.

Nachdem du deine Collegezeit in Fairfield abbrachst, hast du dich für deinen ehemaligen Verein entschieden, die TG Neuss Tigers. Was sprach wieder für den Verein und unter welchen Aspekten bist du die Entscheidung angegangen? 

Ich wusste, dass ich hier in Deutschland weiter BWL studieren möchte.
Deshalb habe ich mich zunächst nach passenden Unis erkundigt. Da kamen
dann München, Köln und Berlin in Frage. Die Entscheidung entfiel dann auf
Grund einiger Faktoren relativ schnell für Köln. Meine alte Trainerin hat mich
sofort angeschrieben, als sie von meiner Rückkehr erfahren hat, und mich
gefragt, ob ich wieder für sie spielen will. Da wir immer gut klar kamen und ich
vor allem das Team in Neuss super mochte, sprach alles dafür, zurückzugehen.

Denkst du manchmal darüber nach, wie du dich in Deutschland entwickelt
hättest? Bzw. bereust du den Schritt, ans College gegangen zu sein?

Niemals. Ich bereue meinen Schritt ans College keine Sekunde. Ich habe dort
sowohl basketballerisch als auch menschlich so unglaublich viel gelernt.
Auch, wenn ich nicht viel gespielt habe, hat meine Zeit dort mich auf jeden Fall weiter gebracht. Man hat da einfach ganz andere Möglichkeiten, sich auch außerhalb des Teamtrainings weiterzuentwickeln. Wir hatten 4 Coaches und 2 Athletiktrainer, die immer bereit waren, Extra-workouts mit mir zu machen.

Zurück in Deutschland wirst du dir sicher auch Gedanken machen, wie es
weitergehen soll nach deiner Basketballkarriere. Du studierst nun in Köln BWL, in wie
fern konntest du dir deine bereits absolvierten Semester aus Amerika
anrechnen lassen und was ist dein Plan für deine Zukunft?

Nach zahlreichen Anrechnungsanträgen und Gesprächen mit Professoren
habe ich letztendlich tatsächlich einen Großteil meiner Kurse angerechnet
bekommen. Man braucht hier 180 credit points für seinen Bachelor, und davon
habe ich bereits 72 aus meinen beiden Jahren aus Amerika.
Nach dem Bachelor würde ich sehr gerne ein Praktikum in Amerika oder
Spanien machen. Anschließend dann den Master: Wo, weiß ich noch nicht.

Wie ambitioniert verfolgst du noch deine Basketballkarriere? Was sind die
Ziele mit deinem alten/neuen Verein?

Ich würde schon sagen, dass ich noch ambitioniert Basketball spiele.
Allerdings weiß ich, dass ich damit später (leider) nicht mehr viel anfangen
kann. Deshalb steht mein Studium definitiv im Vordergrund.
Unser Teamziel ist das Erreichen der play-offs, wo wir auf einem guten Weg
sind.

Als junge Athletin war es für dich sicherlich schwierig, alles unter einen Hut zu
bekommen. Was hast du alles deiner Basketballkarriere untergeordnet?

Geburtstage, Festivals, Abiball, Freunde, Familie... die Liste ist lang. Gerade
als ich noch jünger war, lag der Fokus schon sehr auf Basketball. Als ich in
Hagen gespielt habe, musste ich jeden Tag 2 Stunden zum Training hin-und 2
Stunden zurückfahren. Da hatte ich echt kaum noch Zeit, um mich mal mit
Freunden zu treffen oder was anderes zu tun. Mittlerweile hat sich das etwas
eingestellt und ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit Freunden oder der
Familie zu verbringen.

Würdest du deinem früheren Ich raten, genau wieder alles gleich zu machen
und wenn du etwas ändern könntest was wäre es? Bzw. hast du schon mal
mit dem Gedanken gespielt, Basketball sein zu lassen und alles abzubrechen?

Ich glaube mit dem Gedanken hat jeder von uns schonmal gespielt. Es gibt
Situationen, in denen einem einfach alles zu viel wird und man am liebsten
sofort aufhören würde. Allerdings findet man dann doch relativ schnell wieder
die Liebe zum Spiel und ich glaube, ganz ohne Basketball würde ich dann
auch nicht leben wollen.

Beschreibe bitte Sarah Stock abseits des Basketballes.

Ich würde mich als eher extrovertierten Typ beschreiben, der schnell mit
Leuten in Kontakt kommt. Ich probiere gerne neue Dinge aus und scheue vor keinem Abenteuer zurück.

Vielen Dank Sarah!

Donnerstag, 16. Februar 2017

Alassane Dioubaté

Alassane Dioubaté
- Vereinslos
Foto Herbert Würmseher


Steckbrief:

Geburtsdatum: 18.05.1994
Position: SF
Größe: 1.98m
Beginn mit Basketball: ~2006
Bisherige Stationen:
- easycredit BBL: Crailsheim Merlins
- MTSV Schwabing
- NBBL: FC Bayern München
- JBBL: Köln 99ers
größte Stärke(eigene Ansicht): Drive zum Korb
größte Schwäche(eigene Ansicht): Shooting
Lieblingsmannschaft: USA Dream Team 1992
Idol: Barack Obama
Basketball für dich in 3 Wörtern: Atmosphäre, Teamgeist, Spaß
größter Fail auf dem Basketballfeld: Gegnerischem Trainer Ball ins Gesicht gepasst
Instagram: sunnery_

Alassane Dioubaté war schon dort, wo viele hin wollen. Er hat in der easycredit BBL gespielt und ist dort für die Crailsheim Merlins aufgelaufen. Auf seinem Weg dorthin hat er sich zwischen Teilen seiner Familie und dem Basketball entscheiden müssen und ist durch das ein oder andere namhafte Programm gelaufen. Inzwischen hat er (vorerst) seine Sneaker in den Schrank geräumt, um seinem Studium die volle Aufmerksamkeit zu widmen.


Alassane, du bist in deiner Jugend von Köln nach München gezogen. Wie war es für dich, auf ein Mal ohne deine Mutter klarkommen zu müssen? 

Alassane Dioubaté: Ohne meine Mutter klarkommen zu müssen war anfangs natürlich ungewohnt, vermisst habe ich sie natürlich auch, jedoch hatte ich mit meinem Vater und meinem Bruder noch genügend Familie um mich, um nicht komplett in Trauer zu versinken.

Beim FC Bayern Basketball bist du vorstellig geworden und wurdest in das neu entstandene Basketball Programm aufgenommen. Kannst du dich an die damalige Stimmung im Verein erinnern?

Es herrschte natürlich eine Aufbruchsstimmung. Ich weiß nicht wie es vor der 'Bauermann-Ära' beim FC Bayern war, ich glaube aber, dass jeder im unmittelbaren Umkreis des Vereins gespürt hat, dass sich etwas tut.

Dein Coach war kein anderer als Felix Czerny, welcher aus Urspring geholt wurde. War er maßgeblich an deiner Entwicklung beteiligt? Oder hättest du diese auch in einem anderen Verein schaffen können?

Felix ist ein großartiger Trainer, der spielerisch das Beste aus seinen Jungs herausholen will und das auch tut. Natürlich war er deshalb auch an meiner Entwicklung beteiligt, ja. Einen sehr großen Anteil hatten jedoch auch Berthold Bisselik und Volker Stix. Ohne diese beide wäre ich auf jeden Fall weniger weit gekommen als mit ihnen.

Du warst immer sehr nah an den Jugendnationalmannschaften dran und hast ein paar Nationalspiele auf dem Buckel. Hättest du gerne mal ein großes Turnier mitgespielt?

Damals auf jeden Fall! Turniere sind immer was besonderes und innerhalb einer Mannschaft herrscht während dieser Phase eine ganz besondere Teamchemie. Mit dem Adler auf der Brust ist es wahrscheinlich noch besonderer.

Nach deiner aktiven Zeit beim FCBB bist du innerhalb Münchens zum größten Konkurrenten gewechselt und hast beim MTSV Schwabing angeheuert. Wie hat dich die 1. Regionalliga auf deine BBL Zeit vorbereitet? Wären deine Chancen erfolgreich zu sein nicht größer bei den Bayern gewesen?

Mir ging es hauptsächlich darum viel Spielpraxis zu sammeln, was mir Schwabing denke ich bieten konnte und wollte. Robby Scheinberg holt auch als Individualtrainer nur das Beste in Spielern heraus und bereitet sie gut auf das nächste Level vor. Von daher fiel mir die Entscheidung damals, zu Schwabing zu wechseln, nicht schwer.

Wie kam es zu dem Wechsel nach Crailsheim in die BBL? Gab es noch andere Interessenten?
Natürlich durch die Kooperation von Schwabing und Crailsheim.
Andere Interessenten gab es. Hauptsächlich Vereine die mir das Spielen mit Doppellizenz ermöglicht hätten, also BBL und ProA oder ProB.

Inzwischen studierst du Jura, ist das ein Kindheitstraum? Oder hat sich dein Interesse für Jura erst später entwickelt?

Für mich war immer klar, dass ich mein Leben nicht nur auf Basketball ausrichte. Dazu ist das Leben als Sportler 1. zu kurzlebig und 2. zu risikoreich, vor allem in Anbetracht meiner Verletzungshistorie. Von daher bin ich froh, trotz der sportlichen Belastung mein Abitur gemacht zu haben und studieren zu können. Jura hat mich schon immer interessiert, wirklich damit beschäftigt damit habe ich mich aber erst nach dem Abi.

Um dein Studium aufzunehmen bist du nach Passau gezogen. Die nächst größten Basketball-Städte sind München (BBL) und Nürnberg (ProA), zu welchen du jeweils 1,5h fahren müsstest. Hast du dich mit dieser Entscheidung aktiv gegen Basketball entschieden? Oder gab es kein Angebot, welches dich gereizt hat? 

Ja. Nach der Saison in Crailsheim gab es zwar Angebote, jedoch war für mich klar, dass ich meine Zeit nicht mehr dem Basketball opfern wollte.

In Passau könntest du dich in der 2. Regionalliga Südost austoben, weshalb bleibst du dem roten Leder fern?

Einfach um mal das Leben abseits des Balles kennenzulernen. Ich will nicht sagen, dass ich durch Basketball meine Jugend verpasst habe. Jedoch weiß ich, dass ich auf viele Dinge verzichten musste, die Gleichaltrige erleben durften.
Bis jetzt juckt es mich noch nicht in den Fingern.

Frech gefragt könnte man meinen, du hättest Basketball “aufgegeben”. Wie stehst du dazu?

Aufgegeben habe ich Basketball auf jeden Fall. Nur sollte nach dem Grund gefragt werden. Nicht jeder schafft es in die NBA, man sieht ja wie viele tatsächlich den Sprung schaffen. Klar, eine solide BBL Karriere hätte ich wahrscheinlich hinbekommen, jedoch habe ich keine Lust, mich 10-12 Jahre durch Deutschland zu zocken, um dann mit 35 NBBL Trainer zu werden. Basketball ist zwar schön, und Profi zu werden war auch lange ein Traum von mir, jedoch habe ich zum Glück rechtzeitig genug realisiert, dass Basketball alleine mich im Leben nicht dahin bringt, wo ich sein will. Wenn du Dennis Schröder oder Dirk Nowitzki heißt, ist das natürlich was anderes.

Beschreibe dich bitte abseits des Basketballs.

Ich bin auf jeden Fall jemand der gerne Spaß hat. Das Leben ist zu kurz, um nichts zu erleben.

Würdest du deinem früheren ich raten, wieder genau alles gleich zu machen? Und wenn du was ändern könntest, was wäre es?

Ich würde nichts anders machen. Egal ob durch Basketball oder andere Dinge im Leben, ich habe viel mitgenommen, viele gute Freunde gefunden und kann sagen dass ich glücklich bin.

Vielen Dank Alasanne!

Freitag, 3. Februar 2017

Luca Burkardt

Luca Burkardt
- FC Bayern Basketball, Pro B
Foto Matthias Stickel

- NBBL-Meisterschaft 2015
- Aufstieg ProB 2016

Geburtsdatum: 23.07.1997
Position: SG
Größe: 1.93
Beginn mit Basketball: 2007
Bisherige Stationen:
- NBBL: FC Bayern Basketball
- JBBL: FC Bayern Basketball
größte Stärke(eigene Ansicht): Einsatzbereitschaft/Kampfgeist/Wille
größte Schwäche(eigene Ansicht): Mangel an "Talent" und Erfahrung
Lieblingsmannschaft: Real Madrid
Idol: Anton Gavel (da ich mich ähnlich wie er, mit harter Arbeit statt Talent hocharbeite) Miloš Teodosić
Basketball für dich in 3 Wörtern: unberechenbar, schnell, einzigartig
größter Fail auf dem Basketballfeld: In einem U-18 Spiel bei der Südostdeutschen Meisterschaft hatte ich nur einen Dreier bei 11 Versuchen... haben aber trotzdem gewonnen ;)
Instagramprofil: lukaburkic


Luca Burkardt, ein Jung-Profi bei den großen Bayern. Er ist aus der NBBL-Meister Saison direkt weiter marschiert und hat mit dem FCBB II den Aufstieg in die ProB realisiert. Nun steht er mit einem Bein im Profi-Geschäft, mit dem anderen mitten im Studium. Der Spagat zwischen Hobby (Basketball) zum Beruf zu machen und eine vernünftige Ausbildung zu durchlaufen, ist nicht leicht. Er gibt uns Einblicke in sein alltägliches Leben und wie er diese Hürden alle zu gleich meistert.


Interview:

In deiner Jugend hast du bereits beim FC Bayern gespielt, wohnst aber eigentlich ziemlich außerhalb von München. Wie hast du das ganze Training mit Schule, Freunden etc. koordiniert? Musstest du irgendwo Abstriche machen?

Luca Burkardt: Mittlerweile spiele ich seit 8 Jahren beim FC Bayern, davon habe ich 7 Jahre noch komplett bei meinen Eltern daheim in Geretsried gelebt. Da waren Fahrtzeiten von 1 1/2 bis 2 Stunden mit den öffentlichen Gang und Gäbe. Trotzdem fiel mir die Entscheidung ziemlich leicht, da der FC Bayern für mich schon immer eine wahnsinnige Anziehungskraft hatte und es mir alles bedeutet hat die Möglichkeit zu bekommen hier zu spielen. Glücklicherweise empfanden meine Schulfreunde das genauso und hatten deshalb immer Verständnis dafür, wenn ich mal keine Zeit hatte. Schulfreunde habe ich in der Schule gesehen, Basketballfreunde beim Training und bei Spielen. Nach meinem Abi 2015 hat es sich sowieso sehr schnell so ergeben, dass meine Freunde hauptsächlich in der Mannschaft und im Basketball zu finden sind.

Deine letzten Jahre waren sehr erfolgreich. NBBL-Meisterschaft, Aufstieg in die ProB mit der H2 des FCBB. Wie bleibt man als Team motiviert, um weiter erfolgreichen Basketball zu spielen, z.B. mit euren 6 Siegen bei nur einer Niederlage in der Liga? Weshalb seid ihr dann in ein Loch gefallen?

Den Erfolg haben wir wohl hauptsächlich unseren Trainern und unserer harten Arbeit zu verdanken. Als Team motiviert zu bleiben fällt einem da ziemlich leicht. Wenn man einmal sieht, dass die Arbeit Früchte trägt und man an der Spitze war, will man unbedingt wieder dort hin. Das Gefühl ist unvergleichlich.
Der Start in die ProB war unerwartet erfolgreich, 6 Siege und nur eine knappe Niederlage unter erschwerten Bedingungen, so hätte es weiter gehen können. Allerdings fehlt uns (mit einem Altersdurchschnitt von 18 Jahren) einfach noch die Erfahrung, weshalb wir es in knappen Spielen leider nicht geschafft haben das Zepter in die Hand zu nehmen. Und leider ist es viel leichter in ein Loch zu fallen, als da wieder herauszukommen. Deshalb tun wir uns immer noch etwas schwer, aber ich hoffe, dass wir es mit unseren Trainern und unserer harten Arbeit, wie schon in den letzten Jahren, trotzdem schaffen und eine Rolle in den Playoffs spielen können.

Nachdem ihr letztes Jahr in die Pro B aufgestiegen seid, war es von Anfang an klar, dass du in München bleibst, oder hätte es bezüglich Basketball und/oder Studium andere Optionen gegeben?


Mir war das keineswegs von Anfang an klar! Zwar war mein Wunsch schon beim FCB zu bleiben, allerdings war meine Einsatzzeit im letzten Jahr in der Regionalliga nicht gerade hoch. Nach einer Anfrage von meinem ehemaligen Trainer hatte ich auch kurzzeitig überlegt, Regionalliga in der zweiten Mannschaft eines größeren Clubs im Schwabenländle zu spielen. Allerdings schien mir München und die ProB doch die beste Wahl. Rückblickend war das die richtige Entscheidung, da ich hier jetzt sogar Starter meiner Mannschaft bin und ich deutlich mehr Spielzeit kriege als letztes Jahr in der zweiten Mannschaft (auch wenn meine Leistung bis zu den Playoffs hoffentlich noch besser wird)

Hatte dein aktueller Trainer Einflüsse auf deine Entscheidung?

Definitiv! Nach einigen Einzelgesprächen mit unserem Trainer Oliver Kostic hat sich ganz klar herausgestellt, dass er auf uns junge Spieler setzt und mich unbedingt im Kader behalten will und mir die Chance und Einsatzzeit gibt, die für die Entwicklung junger Spieler wichtig ist. Außerdem ist unser Trainergespann Kostic & Greene wahrscheinlich das Beste das du in Deutschland finden kannst.

Wann hast du die Entscheidung getroffen, Lehramt zu studieren?

Das war schon relativ früh, glaube ich. So ca. als ich 15 war müsste das gewesen sein. So richtig sicher war ich mir dann letztes Jahr, als ich beim FC Bayern ein FSJ absolviert habe und viel mit Kindertraining zu tun hatte.

In deiner Mannschaft bist du einer der einzigen der jungen Spieler, die nebenbei studieren bzw. eine Ausbildung machen. Wie sehr unterstützt dich der FC Bayern bei deinem Studium und musst du manchmal auf ein Vormittagstraining verzichten?

Die Unterstützung vom FCB lässt nicht zu Wünschen übrig. Dieses Semester musste ich aber leider fast immer auf das Vormittagstraining verzichten, da meine Kurse meist in der Früh waren. Ich hoffe das wird im kommenden Semester anders.

Wie groß erwartest du die Anstrengung, alles so weiterlaufen zu lassen, wenn du nächstes WinterSemester Geschichte und Sport hinzunehmen wirst?

Das wird mit Sicherheit extrem. Drei Fächer sind schon wahnsinnig viel. Allerdings bin ich es ja gewöhnt, so viel Aufwand zu betreiben und ich kann immer ganz gut abschätzen, welche Kurse wichtig zu besuchen sind und welche nicht. Außerdem mache ich ja beides gerne, da ist es die Anstrengung schon wert.

Reicht der Verdienst, um für Kosten während deines Studiums aufzukommen? Bzw. sind die Anstrengungen in der Uni auf dem aktuellem Stand zu bleiben es wert?

Ich habe viel Glück, dass mich sowohl Verein, als auch meine Eltern vollkommen unterstützen. Ich habe zwar aufgrund des vielen Trainings nicht die Möglichkeit zu arbeiten, allerdings nehme ich bei meinem Verein als Trainer bei seinem SAG-Programm teil und verdiene dabei etwas dazu. Außerdem unterstützen mich meine Eltern so gut sie es können (sowohl finanziell als auch mental und überhaupt)

Was ist dein Plan basketballerisch? Versuchst du, bei den Bayern in den 1. Liga Kader zu rutschen, mittrainieren im Sommer durftest du ja schon. Oder fokussierst du dich mehr auf dein Studium?

Besonders nachdem ich im Sommer für ein paar Trainingseinheiten bei der ersten dabei war ist die Motivation schon hoch. Mal im Profikader zu stehen und in einer großen ausverkauften Halle zu stehen und zu spielen ist definitiv mein Traum und mein Plan. Wenn das beim FC Bayern geht wäre das natürlich das Größte. Ob es hier zu schaffen ist für mich ist die andere Sache, aber versuchen möchte ich es auf alle Fälle. Das Studium versuche ich möglichst gut hinzubekommen, es soll ja meine Absicherung sein, sollte es mit dem Basketball überhaupt nichts werden.

Keimte in dir bereits der Gedanke auf, Basketball sein zu lassen und nur das Leben eines Studenten zu genießen? Oder würde dir es fehlen, Jungprofi zu sein?

Sowohl so als auch andersherum. Zwischenzeitlich habe ich überlegt, das Studium abzubrechen, um mich voll und ganz aufs Basketball zu konzentrieren, da jetzt die wichtigsten Jahre für meine Entwicklung kommen und ich schon gerne ausprobieren würde, wie weit ich es schaffen kann. Allerdings habe ich auch, wie schon die Frage lautet, mal überlegt Basketball sein zu lassen, da meine Chancen Lehrer zu werden wohl höher sind ;)
Allerdings denke ich, dass die Mischung perfekt ist und ich es bei beidem versuche möglichst viel zu erreichen. Da habe ich auch ein Vorbild in meinem Mitspieler Tobias Korndörfer, der sowohl Basketball auch als Studium perfekt zusammen unter den Hut gebracht hat. Nach 8 Jahren als Bayern Basketballer wäre es wohl die komischste Sache der Welt, auf einmal kein Jungprofi mehr zu sein.

Beschreibe bitte den Luca abseits des Basketballs.

Abseits des Feldes bin ich ähnlich wie auf dem Feld. Ich bin gern mit anderen Leuten zusammen, seien es meine Freunde, Familie oder meine Freundin. Ich bin sehr hilfsbereit, lasse aber auch gerne mal den ein oder anderen blöden Spruch und mache gerne mehr oder weniger gute Witze, gehe gerne ins Kino und auf Konzerte. Wenn ich allein bin schau ich am liebsten fern, lese oder höre Musik und bin in sozialen Netzwerken aktiv.

Würdest du deinem früheren Ich raten, genau wieder alles gleich zu machen? Und wenn du was ändern könntest, was wäre es?

Das einzige was ich meinem früheren Ich raten würde anders zu machen, ist öfter mal den Kraftraum zu besuchen. Sonst bin ich eigentlich ganz zufrieden.

Was du sonst noch so sagen möchte:

An alle (genau so wie ich) jungen Spieler und Spielerinnen: man sollte immer für seine Träume und Wünsche kämpfen und alles geben. Ich glaube, dass es jeder schaffen kann, wenn er nur genug investiert, genug Disziplin hat und immer dran bleibt. Trotzdem ist es extrem wichtig die Schule gut zu absolvieren, damit ihr euch andere Optionen offen halten könnt.

Vielen Dank Luca!

Julian Albus

Julian Albus
- Hebeisen White Wings Hanau, Pro A
- Teilnahme Universiade 2014

Steckbrief:

Geburtsdatum: 20.05.1992
Position: SG/SF
Größe: 1,92
Beginn mit Basketball: 2006
Bisherige Stationen: 
- Walter Tigers Tübingen
- NBBL: Young Tigers
Größte Stärke(eigene Ansicht): Wurf
Größte Schwäche(eigene Ansicht): Athletik
Lieblingsmannschaft: Real Madrid Basketball
Idol: Manu Ginobili
Basketball für dich in 3 Wörtern: Leidenschaft Teamwork Spaß
größter Fail auf dem Basketballfeld: 2 Turnover in Folge auswärts bei Alba Berlin bei Gleichstand und 2 min zu spielen


Julian schaffte den Schritt vom durchschnittlichem Basketballer hin zu einem A2 Nationalspieler. Dies gelang ihm durch seinen Einsatz, sowie seiner Einstellung. Durch jahrelange harte Arbeit hat er sich ein Standing erarbeitet, blieb dabei unter dem Radar, bis zu seinem Durchbruch 2013. Wie so einige vor ihm, ist er den Gang in die ProA angetreten, um dort mit Hanau für Furore zu sorgen. Er besticht durch seinen Arbeitswillen in der Defense, sowie seinem 3er in der Offense.

Interview:

Julian, du hast es über jahrelange harte Arbeit geschafft, wovon viele immer träumen: Den Sprung aus der Jugend in die Rotation der Bundesligamannschaft, im eigenen Verein. Wie hat sich es angefühlt, dies geschafft zu haben?

Julian Albus: Wie schon gesagt war das ein ausgesprochen genugtuender Lohn für viel harte Arbeit. Ich hab über mehrerer Jahre hinweg alles meinem Ziel, in der Bundesliga Fuß zu fassen, untergeordnet und nachdem ich dann regelmäßige Einsätze bekommen habe, war ich natürlich schon sehr stolz auf das, was ich erreicht habe. Aber es hat mich auch hungrig gemacht auf mehr.

Währenddessen hast du deine Schule absolviert und danach in Tübingen angefangen Sport zu studieren, wie ließ sich das alles unter einen Hut bringen? Haben Verein und Uni miteinander kooperiert, und dir den Schritt hin zum Studium erleichtert?

In meinem ersten Bundesligajahr hab ich Abitur gemacht. Das war eine sehr große Belastung und meine Freizeit hat schon sehr darunter gelitten. Allerdings war ich bereit das in Kauf zu nehmen. Nach meinem Abschluss habe ich dann angefangen in Tübingen Sport zu studieren. Glücklicherweise bin ich in das Spitzensportler-Förderprogramm gekommen. Dadurch hatte ich einige Vorzüge im Studium, z.B. wurden bestimmte Prüfungsfristen verlängert, oder hatte ich auch teilweise mehr Fehlstunden, aufgrund meiner zeitlich begrenzten Möglichkeiten. Nach dem 3. Semester habe ich mich aber dafür entschieden mein Studium erst einmal zu pausieren, um mich völlig auf meine professionelle Basketballkarriere zu konzentrieren.

Wann hast du vor weiter zu studieren? Möchtest du den Studiengang überhaupt beenden, bzw nach der Karriere, oder gegen Ende deiner aktiven Feldpräsenz etwas anderes studieren?

Mittlerweile bin ich soweit, dass ich bereit bin mein Studium wieder aufzunehmen. Ich möchte auch im Sportbereich bleiben, jedoch habe ich mir bereits überlegt meinen Schwerpunkt zu wechseln und im Bereich des Journalismus mein Studium fortzusetzen. Aber wann, wo und wie genau das ausehen wird, hängt natürlich stark davon ab, wo ich in Zukunft Basketball spielen werde und ob vorort eine Möglichkeit besteht weiter zu studieren, oder ich einen anderen Weg finden muss.

Gab es Momente, in welchen du alles hinschmeissen wolltest? Schule/Studium oder gar Basketball?

Klar ist so eine Doppelbelastung nicht einfach und es kommen immer wieder Punkte, an denen man denkt an seine Grenzen zu stoßen. Ich habe mein Studium vorerst unterbrochen, weil ich mich damals nur auf meine Profi-Karriere konzentrieren wollte und sich für mich die Option Basketball, hauptberuflich auszuüben, wirklich eröffnete.  Mir war aber immer bewusst, dass ich eines Tages wieder die Schulbank drücken werde, um eine optimale Grundlage für die Karriere nach der Karriere zu haben.

In der Jugend wurdest du nie für eine Jugendnationalmannschaft nominiert.... wie wichtig ist es, deiner Einschätzung nach, dort gespielt zu haben, um in der BBL Fuß zu fassen?

Ich denke schon, dass es für junge Spieler von Vorteil ist, wenn man in der Jugend schon in Nationalmannschaftslehrgängen teil nimmt. Allein aus dem simplen Grund, weil man dann auf dem Radar der Trainer ist. Allerdings sollte man sich nicht beirren lassen, wenn man in keiner Jugendnationalmannschaft spielt. Ich war zum Beispiel auch ein Spieler, der sich erst spät entwickelt hat und dadurch erst mit 22 das erste Mal den Bundesadler auf der Brust tragen durfte. Zum einen weil ich noch in der NBBL auf der Center-Position gespielt habe und dafür einfach zu klein und zu schmächtig für diese Position war, um auf Bundesebende konkurrieren zu können, zum anderen ich erst, nachdem ich bei den Profis mittraineren durfte, wirklich begriffen habe, was es bedeutet, gezielt an seinem Spiel zu arbeiten.

Im Sommer 2014 wurdest du zur A2 eingeladen und durftest die Universade mitspielen, wie war es dort? Was war dein größtes Highlight?

2014 wurde ich zum ersten mal zur A2 eingeladen. In diesem Jahr haben wir 2 Turniere in China gespielt und waren dort insgesamt für 14 Tage. Naürlich war es eine große Ehre für die Nationalmannschaft zu spielen und eine weitere Belohnung für mich für das viele Training, dass ich die Jahre hindurch absolviert habe. Im Jahr darauf wurde ich nach dem ersten Lehrgang von nachnominiert. Musste dann aber als letzter das Team vor der Universade, auch auf eigenen Wunsch hin, verlassen, weil ich eigentlich schon nach Ende der Saison, also Anfang Mai, eine Operation an meinem rechten Sprunggelenk hätte durchführen müssen. Ich wollte aber den Sommer hindurch noch trainieren und evtl die Universade mitspielen. Allerdings musste man die Operation dann doch recht zeitnah durchführen, weil die Gefahr dass, die Verletzung schlimmer werden würde, dann doch zu groß war.

Nach 10 Jahren hast du deine Heimat und die Tigers verlassen, was waren deine Beweggründe, nach Hanau in die ProA zu wechseln?

Nachdem ich mir im vergangenen Jahre einen Mittelfußbruch zugezogen hatte und ich über die Hälfte der Saison verpasst habe, war es schwierig für mich, auch bedingt durch einen Trainerwechsel, während ich verletzt war, erneut feste Rotationsminuten zu bekommen. Als dann im Sommer darauf mir von Vereinsseite signaliert wurde, dass ich auch kommende Saison womöglich keine größere Rolle im Team bekommen werde, war für mich klar, dass ich einen Neustart bei einem neuen Verein brauche. Bei dem ich mich nach meiner Verletzungszeit wieder zurückkämpfen und mich weiterentwickeln kann. Da es für mich in der BBL keine vernünftige Option gab, entschied ich mich dafür, nach Hanau in die Pro A zu wechseln.

Wie schnell hast du dich dort eingelebt? Haben dir deine ehemaligen Teammates Ruben Spoden und Till-Joscha Jönke dabei "geholfen", dich schneller wohl zu fühlen?

Ich habe mich recht schnell eingelebt. Ich wurde hier sehr gut aufgenommen und sofort eine sehr familiäres Verhältnis aufgebaut. Klar war es von Vorteil, dass zwei meiner neuen Teamkollegen schon alte Weggefährten von mir waren. Dadurch hat sich unserer Zusammenspiel, als Team auf dem Feld ,auch sehr schnell weiterentwickelt.

Was vermisst du am meisten an deiner Heimat?

Tübingen als Stadt an sich. Ich hab mich dort immer sehr wohl gefühlt. Und natürlich meine Familie.

Wie groß schätzt du den Sprung aus der ProA in die BBL für einen jungen deutschen Spieler? Kann man als ProA "Star" 15-20 Minuten in der BBL bekommen?

Was man als junger Spieler, der aus der Pro A in die BBL wechselt, wissen muss ist, dass man zu meist eine nur kleinere Rolle in einem BBL-Team einnehmen wird. D.h. nicht jeder Angriff läuft über einen selbst, oft muss man sich zunächst einmal beweisen, dem Trainer und Mitspieler gegenüber, und man muss bereit sein "Dirty Work" zu verrichten, z.B. Rebounding, gute Defense, Hustleplays. Ich glaube damit haben viele Spieler Probleme, plötzlich die meiste Zeit "off ball" zu agieren und nicht mehr so oft den Ball in der Hand zu haben. Daher ist meiner Meinung nach für manche Spieler der Sprung in die erste Liga doch größer, als sie denken, auch wenn sie das Talent dazu hätten. Ich denke, dass es für viele Spieler nicht eine Frage des Könnens, eher eine Frage des Mindsets ist, ob man in der BBL oder Pro A spielt. Oft wird von Rollen gesprochen und dadurch ist es auch wichtig, inwiefern man eine Rolle ausfüllen kann. 
Für mich war z.B. immer klar, dass ich kein Go-to-Guy werde, weil ich einfach nicht das nötige Skillset dafür habe, zumindest auf hohem Niveau. Darum habe ich schnell versucht, mich so gut es geht zu spezialisieren und dadurch eine gewisse Rolle auszufüllen. Und wenn man sich in der BBL umschaut, ist zu beobachten, dass die meisten deutschen Spieler eben genau solche Spots in ihren Teams einnehmen. 

Beschreib doch in ein paar Sätzen den Julian Albus abseits des Feldes. Was machst du so in deiner Freizeit?

Da ich die Zeiten in denen man zu Hause rum hängt, Playstation zockt und auf das nächste Training wartet, hinterer mir habe, versuche ich viel zu lesen und mich weiterzubilden. Ansonsten unternehme ich gern was mit einem Teammates und versuche viel draußen zu machen. 

Möchtest du den Lesern eine Botschaft mitgeben?

Für mich war immer die wichtigste Erkenntnis, dass ich egal wann, egal wo immer Bock auf Basketball hatte. Ich wollte jeden Tag besser werden und was neues dazu lernen. Das war früher so und das ist es heute auch noch. Klar gibt es auch im Sport immer mal wieder Zeiten, in denen nicht alles optimal läuft und man am liebsten alles hinschmeißen würde, aber auch in diesem Punkt war Basketball immer mein bester Lehrer. Ich habe dadurch viele Lebenserfahrungen sammeln können, die ich auch immer auf das Leben abseits des Feldes prohezieren konnte, egal ob es dabei um den Umgang mit Sieg und Niederlage ging, was es bedeutet hart und fokusiert auf ein Ziel hinzuarbeiten und das dann auch zu erreichen, oder was Teamwork ausmacht. Klar musste ich dadurch auch in meiner Jugend schwere Entscheidungen treffen und einige Opfer bringen, allerdings bereue ich keinen meiner Schritte, denn schließlich haben sie mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin.
Deswegen rate ich jedem jungen Baller, nütze den Sport und die Erfahrungen die du dadurch machst: Sei zielstrebig, geb immer 100%, lass dich nicht von Rückschlägen unterkriegen. Im Basketball will man möglichst jedes Spiel gewinnen und deswegen sollte es auch dein Anspruch sein, bei jeder Klassenarbeit, oder Prüfung das Ding zu rocken und ein gute Note zu schreiben. Brenne darauf jeden Tag etwas neues zu lernen und wissbegierig zu sein. Setze einen hohen Standard an dich selbst und versuche jeden Tag das maximale aus dir rauszuholen. Dann wirst du nämlich auch erfolgreich sein, egal ob mit dem Spalding in der Hand, oder im wirklichen Leben.

Vielen Dank Julian!