Montag, 30. Januar 2017

Oscar da Silva

Oscar da Silva
- MTSV Schwabing / IBA München, NBBL
- NBBL Allstar 2016 & 2017, AST-Gewinner 2016

Steckbrief:

Geburtsdatum: 21.9.1998
Position: SF/PF
Größe: 205 cm
Beginn mit Basketball: 2006
Größte Stärke(eigene Ansicht): Vielseitigkeit
Größte Schwäche(eigene Ansicht): lack of Mamba Mentality
Lieblingsmannschaft: -
Idol: KD, Paul George, Giannis Antente… usw., Josh Jackson
Basketball für dich in 3 Wörtern: Leidenschaft, Türöffner
Größter Fail auf dem Basketballfeld: Anklebreaker gegen letzten Platz


Oscar ist momentan eines der größten Talente im deutschen Basketball. Seine Entwicklungskurve explodierte in den letzten Jahren. Dabei verlor er nie seine Leichtigkeit und unglaubliche Vielseitigkeit auf dem Platz. Seine überragende Intelligenz, auf und neben dem Feld, sicherten ihm kürzlich ein Stipendium an der Stanford University. Mit beeindruckender Dominanz hält er sein Team, die IBA München, momentan an der Spitze der NBBL Südost.

Interview:

Oscar, du bist vor ein paar Jahren in kurzer Zeit enorm gewachsen. Wie sehr hat die das geholfen und kamst du von Anfang an mit deiner „neuen Größe“ gut klar ?

Oscar da Silva: Das war nach meiner ersten JBBL-Saison. Es hat mir definitiv insofern geholfen, als dass ich infolge meiner Größe ein Postup Game entwickelt habe (entwickeln musste). Nachdem ich denke, dass mich die Kombination von Inside- und Outside-Game von anderen Spielern abhebt, war das schon wichtig für meine sportliche Entwicklung. Ich bin glücklicherweise auch recht schnell damit zurechtgekommen.

Danach bist du mit 16 Jahren in der 1. Regionalliga durchgestartet und hast enorm viele Minuten bekommen. Eine Saison später hast du die Liga mit einer Feldwurfquote von 70 % angeführt. Haben dir deine älteren Mitspieler den Umstieg vom Jugend- in den Herrenbereich erleichtert? Hat dir dein Körper dabei geholfen?

Ob ich direkt ‚durchgestartet‘ bin sei mal dahingestellt. Sich vom Jugend- in den Erwachsenenbereich umzustellen dauert einfach seine Zeit, jedenfalls in höheren Spielklassen. Das war auch bei mir nicht anders. Selbstverständlich versuchen die älteren Spieler mit Tipps und Tricks zu helfen und ich glaube, dass mich das auch weit vorangebracht hat. Körperlich habe ich mir gerade im ersten Jahr schwergetan.

Hat sich die Gangart deiner Gegner dir gegenüber verändert im Spiel? Wie gehst du damit um?

Mittlerweile bin ich im dritten Jahr in der Regionalliga und der NBBL. Dass sich die Gegner speziell auf mich einstellen und versuchen mich meiner Stärken zu berauben kam im Laufe der Zeit, das war nicht von Beginn an der Fall. Ich persönlich finde das aber nicht schlecht, weil es mich dazu zwingt mein Spiel ständig zu verändern und neue Wege zu finden den Gegner vor Probleme zu stellen. So entwickle ich mich weiter.

Du strahlst immer eine gewisse Coolness und Ruhe auf dem Feld aus, auch in kritischen Phasen. Wo nimmst du diese Ruhe her und warum lässt du dich durch nichts aus der Ruhe bringen?

Ich versuche immer meinem Team diese Ruhe beizubringen, sei es in München oder in der Nationalmannschaft. Ich denke mir mit kühlem Kopf spielt es sich, ganz einfach, (fast) immer besser. Man ist konzentrierter und spielt besser als Mannschaft, das ist gerade in den Schlussphasen wichtig. Wenn ich damit bei mir den Anfang mache kann ich meine Mitspieler mit dieser ruhigen Ausstrahlung ‚anstecken‘.

Im Sommer stand für dich eine große Entscheidung an. Du hattest die Wahl zwischen einigen größeren Programmen und der IBA München. Was waren deine Beweggründe, in dem Verein zu bleiben, in welchem du „groß“ geworden bist?

Der wichtigste Grund war, dass ich hier für meinen Traum ans College zu gehen volle Unterstützung fand. Und tatsächlich ist es für mich auf die besten Optionen hinausgelaufen, die ich mir hätte vorstellen können.

Kurz vor Weihnachten bist mit der u18 in die Türkei gereist, um an der u18 EM teilzunehmen. Ihr habt nach dem Titelsieg beim Albert-Schweitzer-Turnier 2016 als Favoriten gegolten. Ihr habt einen starken 4ten Platz ergattert, wäre noch mehr drin gewesen? Hat Richard Freudenberg dem Team gefehlt?

Richard und Isaac Bonga sind zwei ausgezeichnete Spieler, die der Mannschaft in der Türkei gefehlt haben. Trotzdem ist das keine Ausrede für unsere Leistung. Die hätte definitiv besser ausfallen können. Auch ohne die beiden hatten wir eine bärenstarke Lineup mit viel Talent und Tiefe. Leider tendenziell zu viele Bigs und zu wenig Guards.

Nach dem Turnier bist du bei Draftexpress im Ranking gesprungen. Wie fühlt sich es an, quasi aus dem Nichts, innerhalb von 1,5 Jahren International bekannt zu sein? Wie wirkt sich das gewachsene Interesse auf dein Leben aus?

Ich versuche mich dadurch nicht zu sehr beeindrucken zu lassen und einfach weiter mein Ding durchzuziehen. Auf mein Leben hat das alles keine besonderen Auswirkungen.

Auch du gehst den Schritt ans College nach Stanford. Was war bei dir ausschlaggebend für diese Entscheidung? Und bitte erklär was du studieren willst.

Ich erwarte mir sportlich eine gute individuelle Weiterentwicklung. Auch das Team hat nächstes Jahr viel Potenzial. Parallel dazu möchte ich auch schulisch hart arbeiten und hoffentlich in vier Jahren einen der wertvollsten Uni-Abschlüsse der Welt in der Tasche haben. Studieren werde ich ein naturwissenschaftliches Fach. Vielleicht Biochemie.

Was genau erhoffst du dir für deine Spielerentwicklung in Stanford?

Körperliche Weiterentwicklung, mehr Konstanz in Dribbling und Wurf, Leadership.

Planst du die 4 Jahre am College am Stück durchzuziehen, oder könntest du dir eine Unterbrechung vorstellen, wenn Europäische Top Clubs anfragen, oder du in der NBA Draft als Lotterypick gehandelt wirst?

Kommt auf das Angebot an. Falls die NBA mal anklopfen sollte werde ich das auf jeden Fall ernsthaft in Erwägung ziehen. Europa vielleicht.

Hast du dir schon mal überlegt, Basketball sein zu lassen und dich nur auf deine akademische Laufbahn zu konzentrieren?

Bisher selten, weil ich das Basketballspielen immer als Mittel oder Wegbereiter für eine akademische Laufbahn gesehen habe, bei der ich Basketball nicht ausschließen muss.

Beschreibe bitte Oscar da Silva abseits des Basketballfeldes.

Abgesehen davon, dass ich jeden Tag in irgendeiner Halle stehe und Bälle auf Körbe schmeiße, mache ich was Teenager halt machen. Sprich arbeiten, mit Freunden treffen oder ab und zu mal faulenzen. Ich verbringe gerne Zeit unter Leuten. Mit dem Team sowieso aber auch abseits des Feldes.

Was betreibst du in deiner Freizeit als Ausgleich zum Basketball und zur Schule?

Mein Abitur habe ich im Sommer 2016 bestanden. Schulisch habe ich also keinen Druck mehr. Trotzdem beschäftige ich mich gerne zwischendurch mit Dingen, die mit Basketball wenig zu tun haben, um meinen Kopf frei zu kriegen. Vor ein Paar Jahren hab ich zum Beispiel herausgefunden, dass mir Angeln ziemlich Spaß macht, so blöd das vielleicht klingt. Die Leute, die mich sehen, denken bestimmt auch, ich bin bescheuert, wenn sie einen zwei Meter großen Halbschwarzen in Deutschlandklamotten, mit der Angel in der Hand, am Fluss sehen. Aber mir gefällt es sehr. Glaube außerdem, dass es wichtig ist so einen 'Ruhepol' zu haben, wo man mal den Kopf freikriegt.

Vielen Dank Oscar!

Samstag, 28. Januar 2017

Hannah Wischnitzki

Foto Wolfgang Rommerskirchen
Hannah Wischnitzki
- Barmer TV, 2. DBBL
- 2012 DBBL Pokalsieger, 2014 B-Europameister U20

Steckbrief: 

Geburtsdatum: 31.03.1994
Position: Point Guard
Größe: 169 cm
Beginn mit Basketball: 2001
Bisherige Stationen: WNBL New Basket 92 Oberhausen,
DBBL evo New Basket Oberhausen,
2. DBBL TG Neuss
Größte Stärke(eigene Ansicht): 1-on-1 defense
Größte Schwäche(eigene Ansicht): post moves
Lieblingsmannschaft: Golden State Warriors
Idol: Juan Carlos Navarro             
Basketball für dich in 3 Wörtern: Basketball never stops!
größter Fail auf dem Basketballfeld: in einer Szene dreimal versucht ein Offense-Foul anzunehmen, was leider nicht gepfiffen wurde...peinlich!
Instagramprofil: hannah.wie

Hannah beginnt früh mit Basketball und ihr enormes Talent wird schnell sichtbar. So wird sie gleich zweimal fürs Bundesjugendlager nominiert (Jahrgang '93 und '94). Durch ihre aggressive Verteidigung ist sie ihren Gegnern stets ein Dorn im Auge und sorgt mit ihrer ruhigen Art und ihrer Übersicht für Struktur im eigenen Team. Für ihren Verein, den Barmer TV,  konnte sie diese Saison leider nur das erste Spiel bestreiten, da sie sich in dem Spiel das Kreuzband riss.

Interview:

Beschreibe bitte Hannah Wischnitzki abseits des Feldes.

Hannah Wischnitzki: Sie stellt sich auch abseits des Feldes voll und ganz in den Dienst der Mannschaft. Für eine Frage gut ist sie allemal und Spaß haben kann man immer. Etwas Naivität ist dann das i-Tüpfelchen.

Du durftest direkt zweimal zum Bundesjugendlager fahren. War die „Ehre“ beim zweiten Mal genauso groß und was würdest du Spielern raten, die es nicht schaffen in der Jugend in Auswahlteams zu spielen?

Die Ehre war beim zweiten Mal definitiv genauso groß. Allerdings war das zweite Bundesjugendlager nicht mehr nur zum „Schnuppern-und-mal-sehen-was-raus-kommt“, sondern eher ein „ich-muss-abliefern“. Auswahlteams sind natürlich eine gute Gelegenheit, sich mit Gleichaltrigen zu messen und zu sehen, wo man steht. Auch das Training auf einem hohen Niveau hilft einem, seine Basketballfertigkeiten zu verbessern. Aber auch ohne diese Trainingseinheiten o.Ä. kann man es schaffen. Wenn man weiter hart an sich arbeitet und auch keine Zusatzeinheiten zu Hause oder im Park scheut, kann man es bis ganz nach oben schaffen und die Chance bekommen, sich mal bei einem Auswahllehrgang einer Jugendnationalmannschaft vorstellen zu dürfen.

Was hat dich während deiner Basketballkarriere bis jetzt am meisten beeinflusst positiv sowie negativ? Also was waren einschneidende Erlebnisse?

Starten wir mal mit dem negativen ;-). Ich glaube das schlimmste Erlebnis war, als ich beim Leistungscamp in Bad Blankenburg (zu dem man beim Bundesjugendlager berufen wurde) nicht für den erweiterten Kader für die U16-Europameisterschaft nominiert wurde. Das war schon ein einschneidendes Ereignis und ich war bitter enttäuscht. Scheinbar war ich nicht gut genug gewesen. Möglicherweise war es für meine Entwicklung aber nicht so unglaublich negativ so wie ich es damals empfand. Ich hab beide WNBL-Saisons (09/10 und 10/11) zu Ende gespielt und keine Trainingseinheit sausen lassen. Es war schon mein Ziel gewesen irgendwann mal an einer Jugendeuropameisterschaft teilzunehmen. Nachdem meine Zeit in der WNBL abgelaufen war, wollte ich in Oberhausen in der Regionalliga Fuß fassen und in der Mannschaft der 1. Bundesliga mittrainieren. Bei einem Vorbereitungswochenende mit der Erstligamannschaft von NBO 92 in Hamburg hat mich die damalige Trainerin Julia Gajewski dann gefragt, ob ich nicht komplett bei der ersten Damenmannschaft mitspielen möchte. Das war wirklich eine große Chance für mich und die hab ich auch genutzt. Ich habe super viel gelernt in dem Jahr und wir konnten sogar 2012 den Deutschen DBBL Pokal gewinnen. Gekrönt wurde es eigentlich dann mit der Teilnahme an der U18-B-Europameisterschaft im Sommer 2012.

Du kommst aus Düsseldorf, hast aber in deiner Schulzeit nicht immer in Düsseldorf Basketball gespielt. Wie gut ließ sich bei diesem basketballarischen Aufwand Schule, Freunde und Freizeit koordinieren und musstest du irgendwo Abstriche machen?

Das ist richtig, aus der schönsten Stadt :-P. Das war schon ein riesiger Aufwand, aber meine Eltern (vor allem meine Mama) haben mich immer super unterstützt. Sie hat mich teilweise vier Mal die Woche nach Oberhausen kutschiert (während des Berufsverkehrs wohlgemerkt…). Aber mit der Schule ließ es sich eigentlich ganz gut vereinbaren. Freunde, besonders Schulfreunde, kamen häufig zu kurz. Ich glaube dieses Gefühl kennt jeder Leistungssportler, dass man irgendwann gar nicht mehr gefragt wird, ob man Lust hat irgendwas zu unternehmen, weil alle denken, dass man eh nie Zeit hat. Aber ich habe auch viele Freunde beim Basketball gefunden, mit denen ich heute noch eng befreundet bin. Und zur Freizeit. Ich hatte viel Freizeit, aber die habe ich mit Basketball verbracht. Basketball war meine Freizeit.

Du studierst parallel Lehramt in Wuppertal. Lässt du auch mal ein Training wegen Prüfungsvorbereitungen, Hausaufgaben etc. sausen oder wird dann nach dem Training weiter gelernt?

Also ich bin überhaupt nicht der Typ, der mal ein Training sausen lässt. Wenn es natürlich gar nicht anders zu regeln ist, dann muss das sein. Aber zuerst versuche ich alles andere, wie z.B. Nachtaktivität. Dazu muss ich auch sagen, dass ich mit viel Training viel disziplinierter bin. In den paar Stunden zu Hause bekomme ich dann auch wirklich etwas geschafft, bevor es zum Training geht.

Würdest du deinem früheren Ich raten, genau wieder alles gleich zu machen? Und wenn du was ändern könntest, was wäre es?

Puuuuuh. Das ist eine ziemlich gute Frage! Ich war immer sehr glücklich mit dem was ich gemacht habe. Ich habe nach der einen Saison „Ausflug“ in der ersten Liga mich der Zweitligamannschaft der TG Neuss angeschlossen, aus verschiedenen Anlässen. Ich weiß nicht wie alles gekommen wäre, wenn ich in Oberhausen geblieben wäre. Das überlege ich manchmal.

Was hast du noch für Ziele und Träume in deiner Basketballkarriere?

Unglaublich gerne würde ich mal eine Saison in einem anderen Land spielen, aber ich bin auch super zielstrebig, was meine berufliche Karriere angeht (wenn man bei Lehrern von Karriere sprechen kann ;-) ). Das passt glaube ich nicht so gut zusammen. Aber wenn sich die Möglichkeit irgendwie ergeben sollte, eventuell wenn ich 2018 mit dem Master fertig bin, dann werde ich die Möglichkeit nutzen. 
Aber jetzt muss ich erstmal wieder fit werden, das ist der erste Schritt.

Was ich sonst noch so sagen möchte:
Egal welcher Art Rückschläge einen zurückwerfen, man darf niemals aufhören an sich zu arbeiten, wenn man ein Ziel vor Augen hat. Wichtig ist es aber realistisch zu bleiben und sich einen Plan B offen zu halten, das ist leider in der Regel die Schule/Ausbildung oder das Studium. Gerade als Leistungssportler ist man enorm von seinem Körper abhängig und wenn der mal nicht mehr will, dann bleibt uns oft nichts anderes übrig als unseren Plan B Realität werden zu lassen. Vor allem an die Mädchen unter uns: der Plan B ist alles! Ihr könnt euer Studium mit dem Basketball finanzieren, das ist definitiv möglich. Aber reich wird man in der Regel nicht und das sollte einem klar sein. Aber Basketball ist für mich immer noch das Beste, was mir je passiert ist.


Vielen Dank Hannah!

Montag, 23. Januar 2017

Philipp Hartwich

Foto Gero Müller-Laschet
Philipp Hartwich
-Portland Pilots, NCAA D1
-NBBL Allstar 2014 

Steckbrief:

Geburtsdatum: 11.9.1995
Position: Center
Größe: 7’1“, 2.16m
Beginn mit Basketball: 2012
Bisherige Stationen: NBBL (Rheinstars Köln)
Größte Stärke (eigene Ansicht): Defense
Größte Schwäche (eigene Ansicht): midrange und 3er. Wurf allgemein
Lieblingsmannschaft: Bucks
Idol: Shaq, Dirk, Bill Laimbeer
Basketball für dich in drei Wörtern: love passion toughness
Größter Fail auf dem Basketballfeld: Domantas Sabonis dunkt über ihn
Instagramprofil: philipphartwich

Philipp ist ein großes Talent auf der Centerposition, der bei seiner Körpergröße vor allem durch seine sehr gute Agilität und Schnelligkeit besticht. Dies macht ihn zu einem großarteigen Verteidiger. Er hat sich in seinen College-Jahren immer weiter verbessert und sich durch harte Arbeit einen Platz in der Starting Five erkämpft. Dort ist er der Anker der Portland Defense. 

Interview:

Philipp du bist relativ spät zum Basketball gekommen. Warum hast du den Entschluss gefasst Basketball zu spielen und wie schnell kamst du auf den Gedanken Basketball ernsthafter zu betreiben?

Philipp Hartwich: Mit meiner damaligen Handball Mannschaft hatten wir gerade das Meisterschaftsspiel verloren und ich dachte mir, ich fang mal was neues an. Relativ schnell. Ich hab damals in der U18 NRW-Liga bei den Rheinstars Köln angefangen, aber bevor ich da überhaupt spielen konnte wurde ich hochgezogen zur NBBL.


In deinem zweiten NBBL Jahr wurdest du direkt All Star und hast dich, im Vergleich zu deinem ersten Jahr, enorm verbessert. Wie viel Training hast du investiert und was hast du alles dafür getan?

Sehr viel. Ich wusste natürlich das ich einiges aufholen musste, um auf dem Level spielen zu können. Also habe ich viele Wochenenden mit Daniel Henle (Anm.: Co-Trainer der NBBL) in der Halle verbracht und den Ferien jeden Tag zweimal mit Edi Presova (Anm.: ehemaliger Teamkollege), trainiert. Alles aus Eigenantrieb!


Hattest du das Gefühl aufgrund der höheren Trainingsbelastung in der Freizeit mal kürzer treten zu müssen und wie schwer fiel dir das? 

Ja und nein. Weil ich so viel Zeit mit meinen Teammates verbracht habe und wir immer viel Spaß hatten, war Training praktisch Freizeit.

Warst du irgend wann mal an dem Punkt wo du nicht zu 100 % Lust auf Basketball hattest, weil du viellicht nicht mit dem Trainer klar kamst oder Zeit für andere Dinge haben wolltest?

Ja, aber ich denke das ist normal und bleibt nicht lange. Jetzt am College ist das meistens am Ende der Preseason, wo man einfach wieder spielen will und keinen bock mehr hat auf 4 Stunden Training + Krafttraining.

Du bist vor 3 Jahren aufs College gegangen. Erklär doch bitte mal was du studierst und ob dein Wechsel aufs College mehr aus basketballarischen Gründen oder aus akademischen Gründen war. Und warum genau Portland?

Journalismus. Beides. Es ist viel einfacher einen Abschluss von einer der besten Unis des Landes zubekommen und gleichzeitig hochklassig Basketball zu spielen. Portland war damals als ich rekrutiert wurde einfach das attraktivste Programm.

Willst du dein Studium in Portland beenden und was ist dein Plan für danach? Setzt du auf die Basketballschiene und was erhoffst du dir von deiner Basketballkarriere?

Ich werde mein Studium beenden und danach werden wir mal gucken was noch so kommt. Mein Ziel ist es Basketballprofi zu werden. Wo? Das wird sich zeigen.

Was schätzt du an Mitspielern außerhalb des Basketballfeldes und wie wichtig ist Teamchemie?

Sehr wichtig! Da wir so viel Zeit miteinander verbringen, wächst man automatisch zu einer Familie zusammen. Man kann einander auch kritisieren um sich zu verbessern. Das schätze ich am meisten hier: Ehrliches Feedback.

Beschreib bitte Philipp Hartwich abseits des Basketballs.

Diesen Philipp gibt es kaum noch. Denn ich trainiere das ganze Jahr. Der Fokus verändert sich nur. Wenn die Saison jetzt bald vorbei ist, werde ich dann wieder versuchen Bodybuilder zu sein (lacht).


Vielen Dank Philipp!

Sonntag, 22. Januar 2017

German Basketball Future geht an den Start



Dirk, Dennis und jetzt Paul. Der deutsche Basketball ist auf dem Vormarsch und immer mehr junge deutsche Spieler haben die Möglichkeit, ihren Lieblingssport zu ihrem Beruf zu machen. Der Sprung zum Voll-Profi gelingt jedoch nur den wenigsten. Das ist die bittere Realität.

Auch ich hab es nicht geschafft, mir meinen Traum einer Profikarriere zu erfüllen. Genauso ist es mir, wie vielen anderen jungen deutschen Spielern, ergangen. 
Angefangen beim ART Düsseldorf, einem relativ großen Verein, mit 9 Jahren dem großen Bruder nacheifernd, entwickelte ich schnell eine Zuneigung zum Basketball. U10, u12 und u14 liefen für mich sehr gut. Immer mehr Zeit investierte ich und spielte parallel zusätzlich auch schon eine Jugend höher und konnte dort bereits Leistungen bringen. Als ich im ältesten u14 Jahrgang war, schien meine „perfekte“ Basketballwelt das erste Mal zu scheitern. Gegenüber guten Auftritten auf dem Feld, rutschen meine schulischen Leistungen ab. Es war kein dramatischer Einschnitt, viel mehr ein schleichender Prozess. Vorher war ich ein Schüler, der gute bis sehr gute Schulnoten hatte, mit dem Saisonstart brachte ich nur noch 3en und ein paar 4en nach Hause. Für meine Mutter war es entgültig Zeit einzuschreiten: zu den schlechten Noten kam noch ein Brief von der Schule, wegen wiederholt nicht gemachter Hausaufgaben. Sie zog die Reißleine. Ich war stocksauer. Bestimmt eine Woche habe ich nicht anständig mit ihr geredet und zwei Tage durchgeheult. Die ergriffene Maßnahme meiner Mutter war, dass mir ab Mitte November Basketballverbot vorgeschrieben wurde. Statt Training musste ich für die Schule pauken, Schulstoff nachholen. Jeden Tag! 
In den Winterferien stand ich dann jeden Morgen um 8.00 Uhr bei meinem alten u12 Trainer auf der Matte. Er lernte für seine Bachelorarbeit und ich lernte, um mein Recht wieder Basketball spielen zu dürfen, zurückzuerhalten. Nach zwei Wochen power lernen, und einem halben Monat Zwangspause durfte ich wieder ran. Die Schule lief und so schnell wollte ich nicht nochmal aussetzen müssen. Den Schnitt meines Zeugnis verbesserte ich, von 3,1 im Winter, auf 1,8 im Sommer. Ich glaube, ich habe meiner Mutter bis heute nicht gesagt, wie dankbar ich ihr dafür bin. Rückblickend war es definitiv die richtige Entscheidung!!

Nach der u14 Saison ging es zur JBBL bei den Bayer Giants Leverkusen, wo ich einer der Besten meines Jahrgangs war. Wir schafften es im ersten Jahr zum NBBL/JBBL Top 4 und im zweiten Jahr wurde ich zum Co-Captain meines Teams. 
In meinem altem Verein gönnten es mir nicht alle, was ich erreicht hatte. Genauso erging es den anderen, welche mit mir in die JBBL wechselten. Wir ließen uns davon nicht beirren und gingen unseren Weg.

Zur NBBL wechselte ich wieder zurück nach Düsseldorf zu den Giants und spielte dort auch zum ersten mal Herrenbasketball. In der zweiten Herrenmannschaft, welche Oberliga spielte, war ich mit durchschnittlich 23 Punkten Topscorer und Leistungsträger der Mannschaft. Durch diese Leistungen erhielt ich auch schon sporadische Kurzeinsätze in der Regionalliga. In der NBBL erhielt ich Einsatzzeit, trotz extrem starker Konkurrenz durch ältere Spieler auf meiner Position. Auf der einen Seite gab es Cem Karakaya, Topscorer der gesamten NBBL, bis er zur Saisonhälfte wechselte. Auf der anderen Steffen Hauffs, welcher schon bei Braunschweig und Crailsheim im Traingskader der Bundesliga stand. Trotzdem waren wir als Team mies und stiegen folgerichtig ab. 
Im folgendem Sommer präsentierte ich mich mit der westdeutschen Auswahl, beim DBB U18-Tryout in Hamburg. 

Mit Düsseldorf nahmen wir an der NBBL Quali teil, aber scheiterten am späteren Top 4 Teilnehmer aus Langen, so dass ich das Jahr in Köln NBBL spielte. 
Während der Saison wurde ich fester Bestandteil in der 1. Regionalliga der Giants und Stütze des Teams. Durch die vielen Trainingseinheiten in beiden Mannschaften und der Distanz zwischen den Städten, litten mal wieder meine schulischen Leistungen. Was nicht sehr prickelnd war, da ich mich auf mein anstehendes Abitur vorbereiten musste. Rückblickend könnte ich mir in den Arsch beißen, dass ich so sehr auf Basketball gesetzt habe, anstatt mich auf mein Abi zu konzentrieren. Bestanden habe ich es trotzdem, aber gut ist es bei weitem nicht!

Während der Saison musste ich die Entscheidung treffen, wie es nach dem Abi weiter gehen sollte. Mir boten sich mehrere Möglichkeiten, wobei für mich schnell klar war, dass ich erstmal ein Jahr nur Basketball spielen wollte. Es eröffneten sich mir mehrere Optionen: Sollte ich in Düsseldorf bleiben, wo die Umgebung vertraut war und ich schon eine Rolle im Team hatte? Sollte ich mich einem Pro B Verein in der Nähe anschließen, wo ich weiterhin hätte zu Hause wohnen bleiben können? Oder sollte ich zur IBA München wechseln? Ich entschied mich für letzteres. In München hatte ich die Möglichkeit, mein letztes Jahr NBBL in einem talentierten Kader zu spielen, mit welchem wir quasi unverändert in der 1. Regionalliga aufliefen. Der Hauptanreiz war jedoch, mittels einer Reise nach Amerika dort auf Turnieren und Camps mich zu präsentieren, um ein College Stipendium zu ergattern. 
Es klang alles super, doch im Leben kommt vieles nicht so wie man denkt. Nicht zu 100% fit, aufgrund einer noch nicht fertig auskurierten Verletzung, erschien ich in München. Wir flogen am Tag meines Abiballs, auf den ich, wie auf so vieles andere, für Basketball verzichtete. 
In Los Angeles folgten Testspiele, unter anderem gegen DeAndre Ayton, potenzieller No. 1 Draft Pick 2018. Bei einem Turnier schossen, einen Court weiter, die Ball Brothers einen Gegner aus der Halle. Auf meinem Weg zum Basketballprofi schien mir das zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht soo falsch zu sein. Vor der Saison, in einem Testspiel, zog ich mir die erste kleinere Verletzung zu und musste einen Großteil der restlichen Vorbereitung aussetzten. Die Saison begann und ich spielte schlecht. Richtig schlecht. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich hatte zwar Spielanteile in der NBBL, in der Regio und noch im zweiten Herrenteam, aber so richtig lief es nicht für mich. Dennoch kämpfte ich mich über die vielen Trainingseinheiten wieder ran und war auf dem aufsteigenden Ast. Ich merkte, dass ich mir wieder mehr das Vertrauen des Trainers erarbeitet hatte. Dann passierte das für mich schlimmstmögliche. Im Januar verletzte ich mich im Training schwer und musste operiert werden, doch auch danach war erstmal kein Basketball angesagt. So verbrachte ich das restliche Jahr in München und konnte meine Mannschaft nur noch von der Seite unterstützen. 

Jetzt war die Frage, was ich mit meiner Zukunft anfangen sollte. Ich hatte absolut keine Lust mich damit zu beschäftigen, da Basketball ja nun keine Option mehr für mich war. Ich schrieb mich in Sommer für einen Studiengang in München ein. Die Stadt gefiel und gefällt mir immer noch sehr gut. In der Hinsicht war es wohl doch die richtige Entscheidung gewesen, nach München zu wechseln. Neben meinem Studium überredeten mich ein paar Freunde doch mit ihnen in der U20 ein bisschen nebenbei zu zocken. Ich durfte das gesundheitlich gesehen eigentlich nicht, aber komplett ohne Basketball konnte ich auch nicht. Ich kam nicht immer ins Training, welches eine Zusammenlegung der u16, u18 und u20 Teams war und reduzierte meine Aktivitäten auf dem Feld auf Bälle verteilen und minimalen Körperkontakt. Wir gewannen die bayrische Meisterschaft und es machte, trotz der Trainingsbedingungen, Spaß Basketball zu spielen.

In meinem zweiten Semester merkte ich jedoch, dass ich den falschen Studiengang gewählt hatte. Vielleicht aus Hast? Bisher verschwendete ich kaum einen Gedanken für etwas anderes als Basketball.
De facto habe ich 1 1/2 Jahre nicht richtig Basketball gespielt, bis ich im Frühjahr letzten Jahres wieder grünes bzw. gelb-grünes Licht von meinen Arzt bekommen habe. Trotzdem wollte ich eigentlich nicht mehr leistungsorientiert spielen, bis im Sommer dann eine Anfrage und später die Rekrutierung von den Bad Aibling Fireballs aus der 1. Regionalliga kam. Spielerisch komme ich längst nicht mehr an meine früheren Leistungen ran und sitze auch eher hinten auf der Bank. Dennoch freue ich mich wieder in einem Team zu spielen und es zu unterstützen, auch wenn es manchmal nur Anfeuerungsrufe sind. 
Für meine Karriere hatte ich mir durchaus mehr vorgestellt als in der 1. Regionalliga zu enden. 

Ich will jetzt auch definitiv nicht behaupten, dass ich ein Profi geworden wäre, wenn meine Verletzung nicht gewesen wäre, oder ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Ich will nur beschreiben, wie es mir auf meinem Basketballweg ergangen ist. 
Nach einem schlechten Abitur und einem abgebrochenen Studium, stehe ich nun in einer Zwischenphase und werde bald ein Praktikum beginnen, um im Sommer eine Ausbildung anzutreten.

Rückblickend muss ich ganz ehrlich sagen, dass Schule bei mir erst nach Basketball kam. Viel mehr habe ich in den Sport investiert. Das nützt mir nun absolut gar nichts mehr! Während meiner Schulzeit habe ich auch sehr wenig Zeit für Freunde und Freizeit gehabt. Jede Party hab ich abgesagt. Sehr viel hab ich geopfert und damals erschien es mir als richtig. Es wäre aber auch jetzt nicht richtig zu sagen, dass es falsch war, wie ich gelebt habe. Außer meinen Entscheidungen, die die Schule betrafen!! Ich habe durch Basketball vieles erlebt, vieles gesehen, viel Spaß gehabt und Freunde fürs Leben gefunden. Und dennoch stehe ich jetzt an einem Punkt in meinem Leben, an dem das Kapitel Karriere Basketball sich schließt und das Kapitel Hobby Basketball sich öffnet. 

Ich hab euch nun meinen Weg vorgestellt, welcher nicht erfolgreich war. Mein Blog soll informieren und vor allem jungen Nachwuchsspielern zeigen, wie es Jungprofis geschafft haben. In Interviews versuche ich zu erfahren, wie diese Spieler ihren Weg gegangen sind und noch gehen wollen, da sie noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Ebenso deren Umgang mit dem Thema Schule, Freizeit und ihren Freunden


Dein Daniel