Sonntag, 22. Januar 2017

German Basketball Future geht an den Start



Dirk, Dennis und jetzt Paul. Der deutsche Basketball ist auf dem Vormarsch und immer mehr junge deutsche Spieler haben die Möglichkeit, ihren Lieblingssport zu ihrem Beruf zu machen. Der Sprung zum Voll-Profi gelingt jedoch nur den wenigsten. Das ist die bittere Realität.

Auch ich hab es nicht geschafft, mir meinen Traum einer Profikarriere zu erfüllen. Genauso ist es mir, wie vielen anderen jungen deutschen Spielern, ergangen. 
Angefangen beim ART Düsseldorf, einem relativ großen Verein, mit 9 Jahren dem großen Bruder nacheifernd, entwickelte ich schnell eine Zuneigung zum Basketball. U10, u12 und u14 liefen für mich sehr gut. Immer mehr Zeit investierte ich und spielte parallel zusätzlich auch schon eine Jugend höher und konnte dort bereits Leistungen bringen. Als ich im ältesten u14 Jahrgang war, schien meine „perfekte“ Basketballwelt das erste Mal zu scheitern. Gegenüber guten Auftritten auf dem Feld, rutschen meine schulischen Leistungen ab. Es war kein dramatischer Einschnitt, viel mehr ein schleichender Prozess. Vorher war ich ein Schüler, der gute bis sehr gute Schulnoten hatte, mit dem Saisonstart brachte ich nur noch 3en und ein paar 4en nach Hause. Für meine Mutter war es entgültig Zeit einzuschreiten: zu den schlechten Noten kam noch ein Brief von der Schule, wegen wiederholt nicht gemachter Hausaufgaben. Sie zog die Reißleine. Ich war stocksauer. Bestimmt eine Woche habe ich nicht anständig mit ihr geredet und zwei Tage durchgeheult. Die ergriffene Maßnahme meiner Mutter war, dass mir ab Mitte November Basketballverbot vorgeschrieben wurde. Statt Training musste ich für die Schule pauken, Schulstoff nachholen. Jeden Tag! 
In den Winterferien stand ich dann jeden Morgen um 8.00 Uhr bei meinem alten u12 Trainer auf der Matte. Er lernte für seine Bachelorarbeit und ich lernte, um mein Recht wieder Basketball spielen zu dürfen, zurückzuerhalten. Nach zwei Wochen power lernen, und einem halben Monat Zwangspause durfte ich wieder ran. Die Schule lief und so schnell wollte ich nicht nochmal aussetzen müssen. Den Schnitt meines Zeugnis verbesserte ich, von 3,1 im Winter, auf 1,8 im Sommer. Ich glaube, ich habe meiner Mutter bis heute nicht gesagt, wie dankbar ich ihr dafür bin. Rückblickend war es definitiv die richtige Entscheidung!!

Nach der u14 Saison ging es zur JBBL bei den Bayer Giants Leverkusen, wo ich einer der Besten meines Jahrgangs war. Wir schafften es im ersten Jahr zum NBBL/JBBL Top 4 und im zweiten Jahr wurde ich zum Co-Captain meines Teams. 
In meinem altem Verein gönnten es mir nicht alle, was ich erreicht hatte. Genauso erging es den anderen, welche mit mir in die JBBL wechselten. Wir ließen uns davon nicht beirren und gingen unseren Weg.

Zur NBBL wechselte ich wieder zurück nach Düsseldorf zu den Giants und spielte dort auch zum ersten mal Herrenbasketball. In der zweiten Herrenmannschaft, welche Oberliga spielte, war ich mit durchschnittlich 23 Punkten Topscorer und Leistungsträger der Mannschaft. Durch diese Leistungen erhielt ich auch schon sporadische Kurzeinsätze in der Regionalliga. In der NBBL erhielt ich Einsatzzeit, trotz extrem starker Konkurrenz durch ältere Spieler auf meiner Position. Auf der einen Seite gab es Cem Karakaya, Topscorer der gesamten NBBL, bis er zur Saisonhälfte wechselte. Auf der anderen Steffen Hauffs, welcher schon bei Braunschweig und Crailsheim im Traingskader der Bundesliga stand. Trotzdem waren wir als Team mies und stiegen folgerichtig ab. 
Im folgendem Sommer präsentierte ich mich mit der westdeutschen Auswahl, beim DBB U18-Tryout in Hamburg. 

Mit Düsseldorf nahmen wir an der NBBL Quali teil, aber scheiterten am späteren Top 4 Teilnehmer aus Langen, so dass ich das Jahr in Köln NBBL spielte. 
Während der Saison wurde ich fester Bestandteil in der 1. Regionalliga der Giants und Stütze des Teams. Durch die vielen Trainingseinheiten in beiden Mannschaften und der Distanz zwischen den Städten, litten mal wieder meine schulischen Leistungen. Was nicht sehr prickelnd war, da ich mich auf mein anstehendes Abitur vorbereiten musste. Rückblickend könnte ich mir in den Arsch beißen, dass ich so sehr auf Basketball gesetzt habe, anstatt mich auf mein Abi zu konzentrieren. Bestanden habe ich es trotzdem, aber gut ist es bei weitem nicht!

Während der Saison musste ich die Entscheidung treffen, wie es nach dem Abi weiter gehen sollte. Mir boten sich mehrere Möglichkeiten, wobei für mich schnell klar war, dass ich erstmal ein Jahr nur Basketball spielen wollte. Es eröffneten sich mir mehrere Optionen: Sollte ich in Düsseldorf bleiben, wo die Umgebung vertraut war und ich schon eine Rolle im Team hatte? Sollte ich mich einem Pro B Verein in der Nähe anschließen, wo ich weiterhin hätte zu Hause wohnen bleiben können? Oder sollte ich zur IBA München wechseln? Ich entschied mich für letzteres. In München hatte ich die Möglichkeit, mein letztes Jahr NBBL in einem talentierten Kader zu spielen, mit welchem wir quasi unverändert in der 1. Regionalliga aufliefen. Der Hauptanreiz war jedoch, mittels einer Reise nach Amerika dort auf Turnieren und Camps mich zu präsentieren, um ein College Stipendium zu ergattern. 
Es klang alles super, doch im Leben kommt vieles nicht so wie man denkt. Nicht zu 100% fit, aufgrund einer noch nicht fertig auskurierten Verletzung, erschien ich in München. Wir flogen am Tag meines Abiballs, auf den ich, wie auf so vieles andere, für Basketball verzichtete. 
In Los Angeles folgten Testspiele, unter anderem gegen DeAndre Ayton, potenzieller No. 1 Draft Pick 2018. Bei einem Turnier schossen, einen Court weiter, die Ball Brothers einen Gegner aus der Halle. Auf meinem Weg zum Basketballprofi schien mir das zu diesem Zeitpunkt definitiv nicht soo falsch zu sein. Vor der Saison, in einem Testspiel, zog ich mir die erste kleinere Verletzung zu und musste einen Großteil der restlichen Vorbereitung aussetzten. Die Saison begann und ich spielte schlecht. Richtig schlecht. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Ich hatte zwar Spielanteile in der NBBL, in der Regio und noch im zweiten Herrenteam, aber so richtig lief es nicht für mich. Dennoch kämpfte ich mich über die vielen Trainingseinheiten wieder ran und war auf dem aufsteigenden Ast. Ich merkte, dass ich mir wieder mehr das Vertrauen des Trainers erarbeitet hatte. Dann passierte das für mich schlimmstmögliche. Im Januar verletzte ich mich im Training schwer und musste operiert werden, doch auch danach war erstmal kein Basketball angesagt. So verbrachte ich das restliche Jahr in München und konnte meine Mannschaft nur noch von der Seite unterstützen. 

Jetzt war die Frage, was ich mit meiner Zukunft anfangen sollte. Ich hatte absolut keine Lust mich damit zu beschäftigen, da Basketball ja nun keine Option mehr für mich war. Ich schrieb mich in Sommer für einen Studiengang in München ein. Die Stadt gefiel und gefällt mir immer noch sehr gut. In der Hinsicht war es wohl doch die richtige Entscheidung gewesen, nach München zu wechseln. Neben meinem Studium überredeten mich ein paar Freunde doch mit ihnen in der U20 ein bisschen nebenbei zu zocken. Ich durfte das gesundheitlich gesehen eigentlich nicht, aber komplett ohne Basketball konnte ich auch nicht. Ich kam nicht immer ins Training, welches eine Zusammenlegung der u16, u18 und u20 Teams war und reduzierte meine Aktivitäten auf dem Feld auf Bälle verteilen und minimalen Körperkontakt. Wir gewannen die bayrische Meisterschaft und es machte, trotz der Trainingsbedingungen, Spaß Basketball zu spielen.

In meinem zweiten Semester merkte ich jedoch, dass ich den falschen Studiengang gewählt hatte. Vielleicht aus Hast? Bisher verschwendete ich kaum einen Gedanken für etwas anderes als Basketball.
De facto habe ich 1 1/2 Jahre nicht richtig Basketball gespielt, bis ich im Frühjahr letzten Jahres wieder grünes bzw. gelb-grünes Licht von meinen Arzt bekommen habe. Trotzdem wollte ich eigentlich nicht mehr leistungsorientiert spielen, bis im Sommer dann eine Anfrage und später die Rekrutierung von den Bad Aibling Fireballs aus der 1. Regionalliga kam. Spielerisch komme ich längst nicht mehr an meine früheren Leistungen ran und sitze auch eher hinten auf der Bank. Dennoch freue ich mich wieder in einem Team zu spielen und es zu unterstützen, auch wenn es manchmal nur Anfeuerungsrufe sind. 
Für meine Karriere hatte ich mir durchaus mehr vorgestellt als in der 1. Regionalliga zu enden. 

Ich will jetzt auch definitiv nicht behaupten, dass ich ein Profi geworden wäre, wenn meine Verletzung nicht gewesen wäre, oder ich einen anderen Weg eingeschlagen hätte. Ich will nur beschreiben, wie es mir auf meinem Basketballweg ergangen ist. 
Nach einem schlechten Abitur und einem abgebrochenen Studium, stehe ich nun in einer Zwischenphase und werde bald ein Praktikum beginnen, um im Sommer eine Ausbildung anzutreten.

Rückblickend muss ich ganz ehrlich sagen, dass Schule bei mir erst nach Basketball kam. Viel mehr habe ich in den Sport investiert. Das nützt mir nun absolut gar nichts mehr! Während meiner Schulzeit habe ich auch sehr wenig Zeit für Freunde und Freizeit gehabt. Jede Party hab ich abgesagt. Sehr viel hab ich geopfert und damals erschien es mir als richtig. Es wäre aber auch jetzt nicht richtig zu sagen, dass es falsch war, wie ich gelebt habe. Außer meinen Entscheidungen, die die Schule betrafen!! Ich habe durch Basketball vieles erlebt, vieles gesehen, viel Spaß gehabt und Freunde fürs Leben gefunden. Und dennoch stehe ich jetzt an einem Punkt in meinem Leben, an dem das Kapitel Karriere Basketball sich schließt und das Kapitel Hobby Basketball sich öffnet. 

Ich hab euch nun meinen Weg vorgestellt, welcher nicht erfolgreich war. Mein Blog soll informieren und vor allem jungen Nachwuchsspielern zeigen, wie es Jungprofis geschafft haben. In Interviews versuche ich zu erfahren, wie diese Spieler ihren Weg gegangen sind und noch gehen wollen, da sie noch am Anfang ihrer Karriere stehen. Ebenso deren Umgang mit dem Thema Schule, Freizeit und ihren Freunden


Dein Daniel 

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